Dr. Ludwig Spaenle sichert Unterstützung zu

Mittwoch, 11. März 2020

Zeigte sich beeindruckt von der Ausstellung in der Altenkunstadter Synagoge und der Erinnerungsarbeit, die beim Projektseminar „13 Führerscheine – Dreizehn jüdische Schicksale“ am Meranier-Gymnasium Lichtenfels geleistet wurde: Dr. Ludwig Spaenle, der Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, den Landrat Christian Meißner (Mitte) zu einem Besuch eingeladen hatte. Weiter im Bild: der Altenkunstadter Bürgermeister Robert Hümmer (2.v.re.), Studiendirektor Manfred Brösamle-Lambrecht (2.v.li.) vom Meranier-Gymnasium Lichtenfels und Inge Göbel.
Foto: Landratsamt Lichtenfels/Heidi Bauer 

Antisemitismusbeauftragter der Staatsregierung würdigt Erinnerungsarbeit im Rahmen des MGL-Projektseminars „13 Führerscheine – Dreizehn jüdische Schicksale“ und Ausstellung in der Altenkunstadter Synagoge 

LICHTENFELS/ALTENKUNSTADT (11.03.2020). „Es ist sehr bemerkenswert, was Sie hier geschaffen haben. Das verdient großen Respekt“: Sehr beeindruckt von der Erinnerungsarbeit im Rahmen des Projekts „13 Führerscheine – Dreizehn jüdische Führerscheine“, für das Abiturienten des Meranier-Gymnasiums Lichtenfels (MGL) im März 2019 mit dem Bayerischen P-Seminar-Preis ausgezeichnet wurden, als auch von der Ausstellung in der ehemaligen Altenkunstadter Synagoge zeigte sich der Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, Dr. Ludwig Spaenle, am Dienstag bei seinem Besuch in der Altenkunstadter Gedenkstätte. 

Er folgte einer Einladung von Landrat Christian Meißner zu einem Ortstermin und das Gespräch brachte positive Nachrichten: Dr. Ludwig Spaenle möchte einen Kooperationsvertrag mit dem Landkreis Lichtenfels für eine Zusammenarbeit in punkto jüdische Geschichte und Kultur, Bildungsarbeit und politische Fachfragen (Antisemitismus) schließen. Der Landrat war sehr erfreut über diese Pläne: „Wir dürfen nicht inne halten bei der Spurensuche und nicht nachlassen in der Erinnerungsarbeit. Wir wollen fortführen, was wir mit dem Projekt ‚13 Führerscheine – Dreizehn jüdische Schicksale‘ begonnen haben.“ 

„Lokalgeschichte aufarbeiten“
In der Ausstellung in der ehemaligen Altenkunstadter Synagoge wird auch der Lebensweg von Margot Wolf nachgezeichnet, deren Vater, Leo Wolf, ehemals Inhaber eines der Führerscheine war, die im Landratsamt bei Aufräumarbeiten im Zuge der Digitalisierung 2017 gefunden worden waren, erläuterte Studiendirektor Manfred Brösamle-Lambrecht, der das Seminar betreut hatte. Die Papiere waren jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern 1938 entzogen worden. Das Projekt ist auf Anregung von Landrat Christian Meißner entstanden, der der Ansicht war: „Wir müssen uns unserer Vergangenheit stellen und die Lokalgeschichte aufarbeiten – gerade jetzt mit Blick auf die aktuellen politischen Entwicklungen.“

Bewegende Spurensuche
Im Rahmen des Projekts hatten die Gymnasiasten die Lebenswege der früheren Führerscheininhaberinnen und –inhaber nachgezeichnet und in einer inzwischen international zu sehenden Ausstellung die zum Teil tragischen Schicksale aufgezeigt. Die Spurensuche führte auch nach Nord- und Südamerika sowie nach Israel, wo die Schüler die Nachkommen aufspürten, die zur Eröffnung der Ausstellung in den Landkreis kamen. Inzwischen sind daraus tiefe Freundschaften entstanden. „Es ist unglaublich, was dieses Projekt bewegt hat“, unterstrichen Landrat Meißner und Studiendirektor Brösamle-Lambrecht. Inzwischen wurde auf Initiative von Lisa Stalko und Inge Stanton, Urenkelin und Enkelin eines der ehemaligen Führerscheininhaber, die Ausstellung unter anderem auch im Jewish Heritage Museum in New York gezeigt.

Neuer „Smartguide“   
Beim Rundgang mit Dr. Ludwig Spaenle durch die ehemalige Altenkunstadter Synagoge erläuterte Inge Göbel den Gästen die Geschichte und verschiedene Exponate. Sie hat auch die Meranier-Gymnasiasten bei ihren Recherchen mit unterstützt. Gerade junge Menschen, die hierher kämen, seien immer sehr betroffen, wenn ihnen bewusst werde, welch furchtbare Gräueltaten während des Dritten Reiches auch in unserer Region geschehen sind. Die Altenkunstadter Synagoge, ein Sandsteinquaderbau aus dem Jahr 1726, war über 200 Jahre lang kultureller und religiöser Mittelpunkt der jüdischen Gemeinde in Altenkunstadt. Sie wurde in der Reichspogromnach 1938 verwüstet und in den Jahren 1989-93 renoviert. Seither ist sie Begegnungs-, Kultur- und Gedenkstätte.

Der Altenkunstadter Bürgermeister Robert Hümmer stellte heraus, dass es seit vergangener Woche auch einen „Smartguide“, eine interaktive Führung, durch die Dauerausstellung im Museum gibt. Dieser ist mit jedem internetfähigen Endgerät nutzbar. Aufgeteilt auf 24 Stationen gibt es umfassende Informationen zu den jeweiligen Ausstellungsstücken, ließ der Rathauschef wissen. Dem Gast überreichte er ein Buch über Altenkunstadt als Dankeschön. 

Für die Ausstellung und den neuen Smartguide zollte Dr. Ludwig Spaenle den Altenkunstadtern „großen Respekt“.