Am Anfang standen
13 Namen, 13 vergilbte Fotos und 13 Geburtsdaten
Im Februar 2017 wurde bei der Digitalisierung des Archivs im Keller der Zulassungsstelle des Landratsamtes Lichtenfels ein alter, unscheinbarer DIN-A-4-Umschlag gefunden, der brisante Dokumente enthielt: Führerscheine von jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern im Landkreis Lichtenfels aus dem Jahre 1938. Die Führerscheine waren auf Weisung Heinrich Himmlers eingezogen worden. Hinzu hatten die Mitarbeiter der Zulassungsstelle Führerscheine von Juden, die 1938 ausgewandert waren, gelegt. Landrat Christian Meißner beauftragte das P-Seminar Geschichte des Meranier-Gymnasiums unter der Leitung von StD Manfred Brösamle-Lambrecht mit einer angemessenen Aufarbeitung des historischen Materials.
Am Ende eines Jahres aufwändiger und umfangreicher Recherche standen eine umfangreiche Wanderausstellung und ein über 100-seitiges Begleitheft. Das Projekt knüpfte Kontakte nach Übersee, erregte bundesweit Aufsehen und hat das Gesicht von Lichtenfels verändert. Zehn Nachkommen von Führerscheininhabern aus Argentinien und den USA besuchten die Feierstunde der Ausstellungseröffnung am 15. November 2018, in der Landrat Christian Meißner den Angehörigen die Führerscheine übergeben konnte.
Die mehrfach ausgezeichnete Ausstellung hatte in Deutschland inzwischen mehr als 10.000 Besucher, eine englischsprachige Version tourt durch die USA und war u.a. im Museum of Jewish Heritage in New York City zu sehen. Unter der Federführung des Deutschen Generalkonsulats New York wird inzwischen ein Dokumentarfilm über die Arbeit des P-Seminars gedreht.
Kontakt und
Ausleihmöglichkeiten
Kontaktmöglichkeit zu Herrn Brösamle-Lambrecht:
E-Mail versenden
Die Ausstellung kann in Realgröße zum Anfassen kostenlos ausgeliehen werden. Zum Transport reicht ein normaler Kombi (Passat-Klasse).
Die Geschichten hinter
den Führerscheinen
Weitere
Informationen
Wozu ein „Scrap Book“?
Gedanken der Teilnehmenden am Seminar 2pg
Als wir mit dem Projekt „13 Führerscheine“ begannen, wussten ehrlich gesagt weder Lehrkräfte noch Schülerinnen und Schüler, worauf sie sich da einlassen würden: Rekonstruktion von 13 Biographien? Ja klar, machen wir …
Heute wissen wir, dass uns das Projekt geprägt und verändert hat. Wir sind Menschen begegnet – lebenden und gestorbenen -, die uns beeindruckt, ermutigt, gefordert, geholfen haben. Wir wurden mit Schicksalen konfrontiert und mit menschlicher Größe. Unverständnis und Abscheu über Verbrechen der Vergangenheit mischten sich mit Freude und Wärme in der Begegnung mit den Nachkommen der Opfer. Und so verwuchsen Vergangenheit und Gegenwart. Die dreizehn Menschen und ihre Nachkommen kamen uns immer näher.
Im Mittelpunkt des Scrap Books stehen natürlich die Biografien der dreizehn. Ausgehend von den Ausstellungsbannern zeichnen wir ihren Lebensweg nach.
Wir dokumentieren aber auch (durchaus subjektiv), wie wir diesen Prozess der Annäherung an die 13 Personen und ihre Nachkommen erlebt haben. Es mag auch spannend sein nachzuvollziehen, welche Strategien und auch Zufälle dabei halfen.
Es gibt viele Materialien, die nicht zu veröffentlichen einfach schade gewesen wäre. Ihnen wird hier Raum gegeben. Das meiste davon steht eben nicht auf den Ausstellungsbannern, weil es den Rahmen gesprengt hätte, schlecht zu visualisieren oder thematisch eher ein „Spin-off“ war.
Was dieses Projekt für die Nachkommen der Dreizehn bedeutet, wird greifbarer anhand der Presseberichte aus Argentinien und den USA, die in die zweite Auflage aufgenommen wurden.
Im Kern bleibt dieses Heft also ein „Scrap Book“ – eine Sammelmappe, ein Steinbruch. Wir wünschen Ihnen trotz der ortstypischen Mühen dort auch Freude beim Lesen!
Auszug der Mediathek
Videobeiträge
Youtube
Fox 5 News
Holocaust Victims' Personal Items Given to Descendants Decades Later
Youtube
Museum of Jewish Heritage, New York City
Präsentation des Projekts im Februar 2020
Youtube
iTV Coburg
13 jüdische Schicksale - Schüler des Meranier Gymnasiums erforschen 13 jüdische Biografien
Vimeo
Inge
Ein Film von Rachel Schlesinger
Weiterführende
Links und Downloads
- Juden am Obermain Ausstellungsbanner, 13 Führerscheine – dreizehn jüdische Schicksale [ZIP-Archiv mit PDFs, gesamt 140MB]
- Wikipedia 13 Führerscheine – dreizehn jüdische Schicksale
- Facebook TVO-Bericht Andreas Heuberger vom 6.11.2018
- Meranier Gymnasium Projektseite des P-Seminars
- Radio Eins Beitrag vom 12. November 2018, Teil #1
- Radio Eins Beitrag vom 12. November 2018, Teil #2
- Obermain Tagblatt Ausstellungseröffnung „13 Führerscheine - Dreizehn jüdische Schicksale“ im MGL, vom 6. November 2018
- Bayerische Staatszeitung „13 Leben in 13 Führerscheinen“ vom 6. Nobember 2018
- Mittelbayerische „13 Leben in 13 Führerscheinen“ vom 8. November 2018
- inFranken „Mit Sturheit gegen das Vergessen“ vom 11. November 2018
Preise
und Auszeichnungen
- Oberfränkischer P-Seminar-Preis 2019
- Bayerischer P-Seminar-Preis 2019
- 1. Preis (Kategorie Schule/P-Seminare) des BCJ (Verein zur Foerderung des christlich-juedischen Gespraechs in der Evang.-Luth. Kirche in Bayern) 2019
- Auszeichnung als “Beispielhaft” im Wettbewerb „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ 2019, ausgerichtet vom Bündnis für Demokratie und Tolertanz der Bundeszentrale für poilitische Bildung
Die Berichterstattung über das Projekt erhielt drei Presse-Preise:
- Susan C. Ingram, Baltimore Jewish Times – 2018 Simon Rockower Award from the American Jewish Press, 1st place for Excellence in Writing about Jewish Heritage and Jewish Peoplehood in Europe9
- Susan C. Ingram, Baltimore Jewish Times 2018 MDDC Press Association Award, 1st place Feature Story: Non-Profile
- Für seine Reportage „13 Führerscheine – 13 jüdische Schicksale“ wurde Autor Andreas Heuberger, TVO-Studioleiter in Bamberg, mit dem Journalistenpreis der Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien (BLM) in der Kategorie „Aktuelle Berichterstattung und Information“ ausgezeichnet
Clara Aumüller, Luise Aumüller, Markus Betz, Luise Birkner, Simon Bornschlegel, Dennis Brosig, Manfred Brösamle-Lambrecht, Lukas Franke, Jan Höppel, Laura Kolenda, Julia Mehrmann, Sophie Rauh, Francesca Schütz, Victoria Thiel, Antonia Voll.