Arthur Goldmeier

Arthur wird am 17. April 1879 in Memmelsdorf bei Ebern als Sohn des Viehhändlers Leopold Goldmeier und seiner Frau Therese, geb. Kahn geboren. Er hat drei Schwestern und acht Brüder, darunter den Zwillingsbruder Manfred.

Sein Bruder Julius ist unheilbar an Leukämie erkrankt und bittet Arthur kurz vor seinem Tode im Mai 1905, für seine Frau Bertha und ihre beiden Kinder Ilse und Julchen zu sorgen. Arthur heiratet die Witwe am 16. Oktober 1907 und nimmt die beiden Mädchen als Kinder an. Am 16. Juli 1908 wird der gemeinsame Sohn Ludwig in Lichtenfels geboren.

Viehhändler… und mehr

Arthur und Manfred ziehen im Juli 1906 nach Lichtenfels in die Bamberger Straße 46 ½. Im Jahre 1908 wird Arthur Goldmeier ins Handelsregister als Viehhändler eingetragen und eröffnet mit seinem Bruder eine entsprechende Firma. Außerdem meldet er einen komissionsweisen Betrieb des Güterhandels an, kurz vor dem ersten Weltkrieg noch einen Grundstückshandel, und er übernimmt den Milchladen von Ernestine Fritzsche.

Bamberger Straße 46 1/2
Das Goldmeier-Anwesen Bamberger Str. 46 1/2,
später 33 (Aufnahme von 2018)

Im September 1914 wird Arthur Goldmeier eingezogen und an der Westfront eingesetzt. Er nimmt an Gefechten bei Beaupres, St. Quentin und Arras teil und wird dort verwundet. Danach wird er zum Funker ausgebildet. Er erhält das Eiserne Kreuz zweiter Klasse.

Unmittelbar nach dem Krieg wird Arthur zusammen mit seinem Bruder Manfred geschäftlich aktiv: Das Haus Ecke Kirchgasse/Hirtenstraße wird gekauft.

1920 erwerben die Brüder die Aktienmehrheit der Lichtenfelser Leimfabrik. 1927 meldeten die Brüder Goldmeier den Handel mit Immobilien und Vieh an. Gleichzeitig eröffnen sie mit Nathan Wertheimer ein Kommissionsgeschäft. Zusätzlich schafften sich die Brüder ein Auto an. Im gleichen Jahr übernehmen die Brüder Goldmeier ein Textil-/Konfektionsgeschäft von Goldschmitt in der Bamberger Straße 69. Die geschäftlichen Aktivitäten sind damit nur oberflächlich beschrieben.

Die Bilanz des Kommissionsgeschäfts zeigt, wie sehr die Weltwirtschaftskrise den Handel trifft: Arthur versteuert 1927 noch 9.413 Mark, 1931 sind es gerade noch 3.500 Mark. Die antisemitischen Maßnahmen der NS-Machthaber zeigen ebenfalls Wirkung: Der im September 1934 gegründete Viehhandel weist für 1936 202.035 M Umsatz aus, für 1937 nur noch 122.818 M. Anfang 1938 müssen die Brüder Goldmeier aufgeben.

1938 ff: Novemberpogrome und Flucht

In Deutschland ist kein Platz mehr für sie. Arthurs Kinder wandern schon im September und Oktober 1938 aus. Ilse, inzwischen verheiratete Liebermann, flieht mit ihrem Ehemann, mit ihrer Schwester Julchen Schön, deren Ehemann und deren zwei Kinder, sowie mit ihrem Bruder Ludwig und dessen Frau Bella, geb. Bamberger.

Ludwig und Bella Goldmeier lassen ihre Tochter Lisa bei Bellas Eltern in Bamberg zurück, um sich zuerst in den USA ein Leben aufzubauen.

Lisa und ihre Großeltern finden Aufnahme in dem Haus eines nichtjüdischen Freundes, bis sie kurze Zeit später in die USA zu ihren Verwandten fliehen können.Sie erreichen Ellis Island 1938 auf einem überfüllten Schiff unter unmenschlichen Bedingungen.

Da der direkte Weg von Deutschland in die USA blockiert ist, nehmen Arthur und seine Frau den Umweg über Frankreich. Sie warten in Menton an der Côte d‘Azur, bis sie Mai/Juni 1940 über St. Nazaire mit der S.S. Champlain der Holland-Amerika-Linie nach New York reisen können. Dort trifft die ganze Familie wieder zusammen.

Neustart mit 60 Jahren

Sohn Ludwig, ein tüchtiger Geschäftsmann, hat sich inzwischen in Unadilla/NY als Viehhändler und Grundstücksmakler erfolgreich selbstständig gemacht.

Bertha und Arthur leben ganz in der Nähe bei ihren Töchtern Ilse und Julia in Guilford / New York. Bertha Goldmeier verstirbt dort schon am 12. Juli 1948 und wird auf dem Beth David Cemetery in Conklin, Broome County in New York beerdigt.

Später heiratet Arthur wieder, nämlich Gustel (Gusti), die er über eine deutschsprachige Zeitungsannonce kennen lernt, und lebt mit ihr bis zu seinem Tod. Sie besitzt eine Hühnerfarm in Vineland, New Jersey, die beide betreiben. Zu seinem Bedauern sieht Arthur seinen Zwillingsbruder nur selten: Zwischen Binghamton und Vineland liegen 360 km.

Er stirbt am 20. Juni 1965 und wird auf demselben Friedhof wie Bertha in Conklin bestattet.